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Wussten Sie schon?

Wie funktioniert Gestalttherapie?

Die Gestalttherapie ist eine humanistische und erlebnisorientierte Psychotherapie, die auf die Betrachtung des individuellen Erlebens und das Streben nach Ganzheit fokussiert ist. Dieser Artikel beleuchtet ausführlich die Geschichte, die Wurzeln, die Sichtweisen und die Arbeitsweise der Gestalttherapie.


1. Die Geschichte der Gestalttherapie: Die Gestalttherapie wurde in den 1940er Jahren von Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman entwickelt. Als Psychoanalytiker kamen sie schnell an ihre therapeutischen Grenzen und entwickelten die psychodynamische Therapie weiter. Es entstand die Gestalttherapie. Die Ursprünge der Therapie reichen jedoch weiter zurück und sind von verschiedenen Denktraditionen beeinflusst. Die Gestalttherapie hat Wurzeln in der Gestaltpsychologie von Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka, die das Konzept der "Gestalt" - des ganzheitlichen Musters - betonten. Die Gestalttherapie wurde zuerst in den Vereinigten Staaten entwickelt und verbreitete sich später weltweit. In Österreich und der Schweiz ist die Gestalttherapie seit längerem eine anerkannte Therapieart.


2. Wurzeln der Gestalttherapie: Die Gestalttherapie hat ihre Ursprünge in verschiedenen Denktraditionen, die die Grundlage für ihre Entwicklung bilden:

  • Gestaltpsychologie: Die Gestaltpsychologie, entwickelt von Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka, betont das Konzept der "Gestalt" oder des ganzheitlichen Musters. Dieser Ansatz betont die Bedeutung der Wahrnehmung und des Erlebens von Ganzheiten, nicht nur von Teilen.

  • Existenzialphilosophie: Die Gestalttherapie wurde auch von existenzialistischen Philosophen wie Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre beeinflusst. Diese Philosophen betonten die Existenz des Individuums im Hier und Jetzt und die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen und Handlungen.

  • Psychoanalyse: Die Gestalttherapie hat auch Einflüsse aus der Psychoanalyse von Sigmund Freud aufgenommen, insbesondere hinsichtlich der Betrachtung von unbewussten Prozessen und deren Einfluss auf das Verhalten.

3. Grundprinzipien der Gestalttherapie: Die Gestalttherapie basiert auf einer Reihe von Grundprinzipien, die ihre Arbeitsweise definieren:

  • Ganzheitlichkeit: Ein zentrales Prinzip der Gestalttherapie ist die Betrachtung des Menschen als Ganzes. Sie betont die Bedeutung des Verstehens von individuellen Erfahrungen und Problemen im Kontext der gesamten Persönlichkeit.

  • Hier und Jetzt: Die Therapie konzentriert sich auf das gegenwärtige Erleben des Klienten. Das Hier und Jetzt wird als der Ort angesehen, an dem Veränderung stattfindet. Indem der Fokus auf den aktuellen Moment gerichtet wird, können unbewusste Konflikte und Muster ans Tageslicht gebracht werden.

  • Bewusstsein und Verantwortung: Die Gestalttherapie ermutigt Menschen dazu, sich ihrer Gefühle, Bedürfnisse und Verhaltensweisen bewusst zu werden. Sie betont die Übernahme von Verantwortung für das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen. Selbstverantwortung ist ein Schlüsselprinzip der Therapie.

  • Prozessorientierung: In der Gestalttherapie wird psychische Gesundheit als ein sich ständig entwickelnder Prozess betrachtet. Die Therapie fördert die Exploration und Integration von Gefühlen und Erfahrungen, um das individuelle Wachstum zu unterstützen.

4. Sichtweisen in der Gestalttherapie: Die Gestalttherapie bietet spezifische Sichtweisen auf die menschliche Natur und die psychische Gesundheit:

  • Die Einheit von Körper und Geist: In der Gestalttherapie wird die Einheit von Körper und Geist betont. Sie betrachtet den Körper als integralen Bestandteil der Psyche und umgekehrt. Körperliche Empfindungen, Bewegungen und Ausdruck spielen eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen und Erfahrungen. Die Therapie ermutigt den Klienten dazu, auf seine körperlichen Empfindungen und Ausdrucksformen zu achten, um ein tieferes Verständnis seiner inneren Welt zu entwickeln.

  • Kreativität und Ausdruck: Die Gestalttherapie fördert die kreative Entfaltung des Selbst. Sie betrachtet Kreativität als eine wichtige Ressource, um ungelöste Konflikte anzugehen und das innere Erleben auszudrücken. Kreativität kann auf vielfältige Weisen ausgedrückt werden, sei es durch Kunst, Musik, Bewegung oder andere kreative Ausdrucksformen. Diese Aktivitäten helfen dem Klienten, sich selbst besser zu verstehen und sich mit verdrängten Gefühlen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen.

  • Die Bedeutung von Beziehungen: In der Gestalttherapie wird die Qualität der Beziehungen zu anderen und zu sich selbst als zentral angesehen. Die Therapie untersucht die Beziehungsmuster des Klienten und wie diese Muster sein gegenwärtiges Erleben beeinflussen. Durch den Dialog mit dem Therapeuten und die Interaktion mit leeren Stühlen oder anderen symbolischen Repräsentationen werden Beziehungsdynamiken erforscht und Lösungen erarbeitet. Die Gestalttherapie ermutigt den Klienten dazu, bewusste und gesunde Beziehungen aufzubauen.

  • Selbstverantwortung und Autonomie: Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gestalttherapie ist die Betonung der Selbstverantwortung und Autonomie. Die Therapie ermutigt den Klienten dazu, die Verantwortung für sein eigenes Leben und seine Entscheidungen zu übernehmen. Dies schließt die Verantwortung für sein gegenwärtiges Erleben, seine Emotionen und seine Handlungen ein. Die Fähigkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen und die Kontrolle über das eigene Leben zu übernehmen, ist ein zentrales Element der psychischen Gesundheit.

  • Bewusstsein und Achtsamkeit: Die Gestalttherapie legt großen Wert auf das Bewusstsein des Klienten. Die Fähigkeit, sich der eigenen Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen bewusst zu sein, ist entscheidend für die Selbstreflexion und den therapeutischen Prozess. Achtsamkeit wird gefördert, um dem Klienten zu helfen, sein gegenwärtiges Erleben zu erkunden und zu verstehen.

5. Arbeitsweise der Gestalttherapie: Die Gestalttherapie arbeitet mit einer Vielzahl von Techniken und Ansätzen, um den Prozess der Selbstexploration und -entwicklung zu fördern. Dazu gehören:

  • Dialogische Interaktion: Die Beziehung zwischen Therapeut und Klient ist ein wesentlicher Bestandteil der Gestalttherapie. In einem offenen und unterstützenden Dialog interagieren Therapeut und Klient, wobei der Therapeut eine einfühlsame und nicht-wertende Haltung einnimmt. Durch den Dialog wird der Klient ermutigt, sein gegenwärtiges Erleben zu erkunden und auszudrücken. Der Therapeut stellt Fragen, die dazu dienen, tiefer in die Gefühle und Gedanken des Klienten einzutauchen, und unterstützt den Prozess der Selbstreflexion.

  • Hier und Jetzt: Ein zentrales Konzept der Gestalttherapie ist die Betonung des gegenwärtigen Augenblicks. Die Therapie konzentriert sich darauf, was im Hier und Jetzt geschieht, da dies der Ort ist, an dem Veränderung stattfindet. Der Therapeut ermutigt den Klienten, bewusst auf seine aktuellen Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen zu achten. Diese Achtsamkeit ermöglicht es, unbewusste Konflikte und Muster zu identifizieren und anzugehen.

  • Experimente und Kreativität: Die Gestalttherapie verwendet eine Vielzahl von kreativen Techniken und Experimenten, um den Klienten dabei zu unterstützen, ihre Gefühle und Erfahrungen auszudrücken. Dazu gehören Rollenspiele, Traumarbeit, Kunst, Bewegung und andere Ausdrucksmöglichkeiten. Diese Aktivitäten dienen dazu, den Klienten zu helfen, verschiedene Aspekte ihres Selbst und ihrer inneren Konflikte zu erforschen.

  • Das leere-Stühle-Verfahren: Eine bekannte Technik in der Gestalttherapie ist das leere-Stühle-Verfahren. Hierbei nimmt der Klient unterschiedliche Rollen ein und interagiert mit leeren Stühlen, die als Repräsentationen von Personen oder Teilen des Selbst dienen. Dies ermöglicht es dem Klienten, innere Konflikte oder Beziehungsprobleme zu erforschen und auszudrücken.

  • Traumarbeit: In der Gestalttherapie werden Träume und Fantasien analysiert, um verborgene Bedürfnisse, Konflikte und Wünsche aufzudecken. Der Klient wird ermutigt, Träume zu teilen und sie zu interpretieren, um Einblicke in sein inneres Erleben zu gewinnen.

  • Körperorientierung: Die Gestalttherapie betont die enge Verbindung zwischen Körper und Psyche. Körperliche Sensationen und Körperausdruck werden als wichtige Ressourcen in der Therapie genutzt. Der Therapeut ermutigt den Klienten, auf seine körperlichen Empfindungen und Ausdrucksformen zu achten, um verborgene Gefühle und Bedürfnisse zu identifizieren.

Die Gestalttherapie ist eine faszinierende und vielfältige Therapieform, die auf die Förderung von Bewusstsein, Selbstverantwortung und ganzheitlichem Wohlbefinden abzielt. Mit ihren tiefen Wurzeln in der Psychologie und Philosophie bietet sie Menschen die Möglichkeit, sich selbst besser zu verstehen, ihre Lebensqualität zu verbessern und in Richtung persönlicher Ganzheit zu wachsen. Die Gestalttherapie betont die Bedeutung des Hier und Jetzt, der Kreativität und der Beziehungen und unterstützt Menschen auf ihrer Reise zur inneren Ganzheit.






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